10.05.2016 | Leichtathletik

ÖM Vereine U16 - 5. Mai 2016

Elisa Etlinger und Tina Simon

LCA Newsflash - leicht verspätet, aber trotzdem sehenswert
ÖM Vereine U16 - 5. Mai 2016

Bericht von Trainer Klaus Vogl:
…mit Tina Simon, Elisa Geister, Elisa Etlinger, Sarah Tröscher, Hannah Labenbacher, Eva Lutz und Viola Wurzer…

Die Sonne knallt vom Himmel! Es ist wunderbar warm im Ternitzer "Stadio delle Alpi". Manchen ist sogar schon ein kräftiger Sonnengruß ins Gesicht gemalt. Josys Gesicht hat schon die Farbe seines Vereins-Trainer-Shirts angenommen, auf dem hinten sein Name prangt. Mir tut die Sonne gut, meinem dunklen Teint kann sie zudem auch gar nichts anhaben. Ich blinzle beeindruckt den 400m-Staffel-Sprintern hinterher, richtige Muskelberge sind darunter, scharf! Zuerst laufen alle in ihren Bahnen, dann nicht mehr, interessant, einmal ganz etwas anderes, als beim Fußball, wo alle diesem runden Leder nachlaufen.

Was mich als aussichtsreiche Nachwuchsfußballerin ins Leichtathletikstadion führte, möge man fragen. Ich wusste es zuvor selbst auch nicht so genau, doch nur ein wenig später dann nur zu gut. Als mich ein zugegebenermaßen nicht ganz unattraktiver, sonnenbebrillter Mann mit zusammengebundenen langen Haaren darüber aufklärte, dass ich wohl eine der wenigen Zuseherinnen ohne direkten Leichtathletikbezug sei, fühlte ich mich gleich ein wenig geehrt, um nicht zu sagen umschmeichelt. Gleichzeitig erschien es mir ganz einfach trist, als ich aus seinem Mund erfuhr, es handle sich um Österreichische Meisterschaften, wo doch sogar bei unserer Frauenmannschaft – was für ein Wort – mehr Zuseher im Stadion anzutreffen sind als hier. Wobei er mir noch versicherte, dass hier sogar relativ viel los sei. Von der Leichtathletik zu leben sei so gut wie unmöglich. Man dürfe das nicht mit dem Fußball vergleichen, wo sich ein biederer Landesligakicker schon ein nettes Zubrot verdienen könne. Ja 500 bekommen die schon, pflichtete ich ihm da bei. Aber ich selbst möchte trotzdem zuallererst die Schule abschließen, trotz einiger Angebote diverser Bundesligaklubs. Der Frauenfußball sei ja doch noch immer ein Stiefkind, meinte er und nickte mir bestärkend zu. Anscheinend hatte ich mir da gleich den Richtigen angelacht, obwohl er irgendwie etwas verloren und nachdenklich wirkte!
Er blickt quer über die Bahn in Richtung seiner Athletinnen, die auf den Start des 1000m-Laufs warten. Was die sich wohl gerade denken? Sicher werden sie ihn danach fragen, wer denn die unbekannte Dunkelhaarige neben ihm war. Wie werden sie wohl über mich urteilen?
Ja, er trainiere vorwiegend Mädchen. Das sei doch super, entgegnete ich. Superschwierig manchmal auch, meinte er, da Mädels doch mehr nachdenken, grübeln und herumzicken als Burschen. Irgendwie konnte ich ihn da sehr gut verstehen, kein Wunder, oder? Es sei doch eine ganz andere Herausforderung, aber immer eine sehr schöne, vor allem, wenn Erfolge eintreten. Gleich in den ersten beiden Disziplinen seien die Bestleistungen so richtig gepurzelt.

Elisa wirft den Speer so weit wie noch nie zuvor, gleich zweimal über 31m (31,01m / 31,11m). Den ersten Wurf davon habe er nur aus der Ferne gesehen und gleich die Faust geballt. Zeitgleich finden nämlich die Hürdenläufe statt. Ja, manchmal müsste man sich wirklich teilen können, um alles zu sehen, zerreißen für seine Athletinnen tue er sich sowieso. Tina läuft mit einem guten Lauf (13,43) denkbar knapp am 80mHü-ÖM-Limit vorbei, während Sarah viel flüssiger und stabiler als bei ihrem letzten Lauf ihre Zeit verbessern (14,44) kann. Wenn man dann gemeinsam so jubeln könne wie mit Elisa, dann frage man sich nicht, warum man 4x/Wo mit ihnen im Stadion stehe. Tina habe dann im
4. Versuch (33,84m!!!) ihr Glück kaum fassen können, fast 34m und damit klar über dem Limit für die ÖM. Als Gesamtdritte auch fette Punkte für die Teamwertung. Wie denn diese funktioniere? Bei 16 Teams am Start bekomme der jeweilige Disziplinensieger 16 Punkte, der 2. 15 usw., klang sogar für mich verständlich.
Er kenne seine Athletinnen schon sehr gut, sähe ziemlich genau, ob etwas gut oder schlecht, schnell oder langsam sei. Zwischendurch habe er sich dennoch einmal richtig geirrt. Dass Sarahs 100m-Lauf (14,40) zum Vergessen war, sei leider unübersehbar gewesen, aber dass auch Hanni (14,23) nicht an ihre pB herankam, sei aufgrund der Außensicht sowie des Gefühls der Athletin nicht ganz erklärlich gewesen. In der Kugel hätten sie versucht, Hannis Technik ein wenig zu verändern, nämlich aus einer höheren Position, dafür schneller zu stoßen. Aha, also Fußball erscheint mir doch etwas simpler zu sein. Hanni schafft mit ihren 9,56m als 4. viele Punkte für ihren Verein, verfehlt es aber an ihrem 15. Geburtstag, sich selbst mit dem ÖM-U16-Limit zu beschenken. Auch wenn du mich nicht kennst, liebe Hanni, alles Gute auch von mir! Die Geburtstags-Brownies, die zu einem schallenden "Happy birthday!" am Parkplatz vor der stimmungsvollen Heimreise verzehrt wurden, sollen ja ein Traum gewesen sein.
Alles nur ein Traum? Ein Traumsprung von Tina im Weitsprung (4,52m), obwohl sie dort ja gar nicht starten wollte. Manchmal ginge es genau dann am besten, wenn man sich am wenigsten erwarte. Er habe vorher noch mit ihr gesprochen, das beste Training sei schließlich zumeist immer noch der Wettkampf. Ganz ruhig könne sie nun mit dieser Leistung den Mehrkampf in der nächsten Woche angehen. Die zweite Weitspringerin Elisa (3,79m) habe solide Sprünge gezeigt und ihr Leistungspotential abgerufen. Ein Albtraum sei der Hochsprung gewesen, sowohl bei Eva (1,20m und Knieschmerzen) als auch bei Viola (1,35m) Festplatte komplett gelöscht. Der Reset-Knopf sei durch Coaching nur schwer zu finden gewesen. Große Enttäuschung! Da war mir nun auch klar, weshalb er eher nachdenklich an mir vorbei in die Sonne starrte.
Immer wieder nimmt er Kontakt mit seinen 1000m-Läuferinnen auf, deren Start sich ein wenig verzögert. Wie wild sprintet eine andere Athletin in Richtung Tribüne, ihr fehlt die Nummer am Rücken, die anderen müssen auf sie warten. Leichtes Murren im großen Feld. Alle werden gemeinsam laufen.
Das schönste an der Leichtathletik ist ja, dass alle einen Sixpack haben, sage ich zu ihm. Ich versuche das schon seit Ewigkeiten zu erreichen, aber schaffe es nicht. "Mein Bauch ist im Arsch", würde angeblich eine seiner Athletinnen dazu sagen. Ich blicke zur Seite, aber da ist niemand mehr. Ein Traum? Traummann vielleicht. Ich lasse meinen Blick schweifen. Als ich in Richtung Kugelstoßanlage blicke, denke ich mir, naja, immerhin noch besser, als den Allerwertesten auch noch zusätzlich im Bauch zu haben. Aber der Kugelkampfrichter macht zweifelsohne dem Bewerb alle Ehre. Ob es da Qualifikationsrichtlinien für Kampfrichter gibt? Das hätte ich den netten, kompetenten Herren mit der Sonnenbrille noch gerne gefragt, der jetzt gerade sehr zufrieden mit seinen Athletinnen über den Platz zurückkommt. Viola sieht nun viel glücklicher aus als zuvor, aber auch ziemlich fertig. Wie soll ich nun noch 200… höre ich sie sagen, während der Langhaarige sich bei der anderen Athletin (3:53,23), für "einen seiner größten Fehler als Trainer" entschuldigt. Was das wohl sein könnte? Laufen muss sie ja doch noch immer selbst, oder? Gibt’s da auch so richtige Taktik? Oder lag der Fehler gar in der Vorbereitung? Ja, die Vorbereitung wird’s gewesen. Viola sagt indes, sie hätte nie geglaubt, so schnell 1000m (3:23,64) laufen zu können, ihr drittes ÖM-U16-Limit innerhalb von 2 Wochen. Der Trainer sei davon überzeugt gewesen, wie er versichert.
Eigenartig irgendwie, so von außen zu beobachten. Das sei die richtige Antwort auf die Enttäuschung im Hochsprung gewesen, vielmehr als die Zeit freue ihn aber auch das Wie, endlich habe sie riskiert, 37s bei 200m, 1´36 bei 500m und 2´41 bei 800m. Mir sagten die Zahlen relativ wenig. Mit 1:0 oder 2:2 kann ich mehr anfangen. Vielleicht gibt er mir ja noch ein wenig Nachhilfeunterricht.
Doch er begibt sich mit seinen Athletinnen in Richtung Tribüne. Eine Österreichstaffel soll nun folgen. Spannend! Was man sich darunter wohl vorstellen kann? 300m-200m-200m-100m, das hatte ich dann schnell kapiert. Ewig dauert es, bis der erste Lauf startet. Gefühlte Ewigkeiten auch zwischen den Läufen, was da wohl so lange dauert? Keine Ahnung! Mein Informant bleibt leider unauffindbar. Aber so fesch ist er eigentlich eh nicht, oder? Sind das jetzt seine Athletinnen da im dritten Lauf? "Geht scho Satsch!" Satsch? Was soll das heißen? Leichtathletische Fachsprache? Die Blondine in Rot übernimmt auf jeden Fall mit langen Schritten direkt vor mir die Führung und gibt sie bis zur Übergabe nicht mehr her! Dann sprintet die Große, "Viola Wurzer mit langem Schritt! Unglaublich, welches Tempo sie anschlägt!", tönt der Stadionsprecher. Was der Trainer dazu meint? Ob man nicht doch eindeutig die Müdigkeit aufgrund des 1000m-Laufs sieht? Hanni rollt an mir auf der Gegengeraden dann sehr rund vorbei, während Elisa mit unglaublicher Frequenz und Aktivität den Laufsieg klar ins Ziel bringt. In der Gesamtwertung bringt die Staffelleistung von 1:57,30 die Amstettnerinnen noch um ein paar Ränge nach vorne, schlussendlich Gesamtplatz 10 von 16 Teams, mehr war kaum irgendwie möglich. Cool, so eine Österreichstaffel. Da wäre ich auch gerne dabei gewesen, mit diesem netten Trainer überhaupt.
Bei ausgelassener Stimmung werden noch lustige Erinnerungsfotos geschossen, sie dürften demnach alle recht zufrieden sein, und tänzerische Qualitäten gezeigt, die sogar vom Stadionsprecher gelobt werden, obwohl sich nach meiner Beobachtung in diesem Moment von den Mädchen genau niemand bewegt. Die Tanzfähigkeiten seien ja kein Wunder, würden die Amstettner Mädels ja von Fritz Etlinger trainiert, höre ich den Stadionsprecher erklären. Wie? Was? Fritz Etlinger? Na, dann ist ja noch nichts verloren, lässt sich sicher ausforschen, ich finde alles und jeden, Facebook& Co sei Dank, also mal schauen. Seine Mädels werden das wohl genauso machen. Denn warum sollten die anders sein als ich? Doch einstweilen "weiß er noch nichts von meinem Glück" oder "seinem" oder wie auch immer.
Während mir am Nachhauseweg noch der laute "Happy Birthday"-Parkplatz-Partygesang in den Ohren liegt, ist bei ihnen wohl noch eine Heimreise mit ausgelassener Stimmung angestanden, wo womöglich sogar die Klopause durch Gesang "Der ganze Bus, der ganze Bus, der ganze Bus, der muss Lulu!" eingeleitet wurde, bis sich am Abend vor dem Amstettner Stadion Vogl und Igel gute Nacht sagten. Wieso Vogl? Pfiffen mir da gar die Spatzen etwas von den Dächern? Wohl lieber Etlinger und Igel, denn dann wäre ich in diesem Moment auch gerne dieser Igel gewesen! „wink“-Emoticon


Ergebnis:
https://youtu.be/WvZX4E3JZQg

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